Montag, 11. Juli 2011

Die gegenwärtige Lage in Tohoku

Es sind genau 4 Monate verstrichen seit der verheerenden Katastrophe im Nordosten Japans. In Deutschland hört man fast nichts mehr davon. Die Lage dort ist aber immer noch kritisch. Auf der einen Seite gibt  es positive Entwicklungen, wenn es um den Wiederaufbau geht, auch wenn dieser nur langsam vonstatten geht. Auf der anderen Seite spürt man die bedrohlichen Folgen der havarierten Atomreaktoren.

1) Wiederaufbau: eigentlich gibt es hier nur bezüglich der vorläufigen Fertighäuser Fortschritte. Bis jetzt haben mehr als 60 % der Flüchtlinge in solche Häuser einziehen können, in denen Elektroherd, Kühlschrank und Waschmaschine zur Verfügung gestellt wurden. Alles andere müssen die Leute selber anschaffen. Immerhin müssen die Opfer dann nicht mehr im Sammellager leben. Aber mit diesen Fertighäusern gab und gibt es manche Probleme. Erstens war es nicht einfach einen passenden Ort zu finden, um sie zu bauen. Zum Teil mussten schulische Sportanlagen geopfert werden. Manche Häuser mussten von der Ortschaft weit entfernt gebaut werden, so dass die soziale Anbindung an den Ort, wo die Menschen bis dahin gelebt haben, abgeschnitten wurde.
     Mit dem eigentlichen Wiederaufbau ist es noch nicht so weit. Ein Küstenstreifen in der Länge der Strecke Hamburg - Heidelberg etwa wurde vernichtet. Die Überreste der vernichteten Gebäude kann man unmöglich innerhalb von 4 Monaten beseitigen. Vom Wiederaufbau kann man vorläufig nur träumen. Es muss auch genau untersucht werden, wo überhaupt wieder gebaut werden darf. Es muss auch geklärt werden, wer wieviel Prozent der Kosten übernimmt: Staat, Präfekturen (Iwate, Miyagi, Fukushima, Ibaragi, Chiba) und Städte. Bis jetzt will der Staat 3/4 zahlen. Aber auch nur 1/4 ist für die Präfekturen eigentlich zu hoch, wenn man an die immensen Schäden denkt.

2) Radioaktivität: auf der einen Seite ist sie nach neuesten Messungen im großen Umkreis um das AKW Fukushima I leicht gesunken. Aber es entstanden sogenannte hotspots, wo die Radioaktivitätswerte sehr hoch sind, auch 200km vom AKW entfernt. Man redet auch nicht nur vom "melt down" der Kernstäbe sondern vom "melt through". Das heißt, dass das Kernmaterial nicht nur zusammen geschmolzen am Boden des Behälters liegt, sondern dass es den Boden des Behälters durchbrochen hat und in die Erde gelangt ist. Auch die enorme Menge des verseuchten Wassers konnte man bis jetzt nicht genügend reinigen, während ständig neues anfällt, weil die Reaktoren ununterbrochen mit Wasser gekühlt werden müssen.
     Auch Minamisoma, worauf ich meine Hilfsaktion konzentriere, leidet zunehmend, während es am Anfang hieß, dass die Radioaktivitätswerte trotz der großen Nähe zum AKW Fukushima I verhältnismäßig niedrig waren.
     In der gestrigen Nachricht habe ich gelesen, dass manche (die Alten, die Behinderten) die Umsiedlung nicht gut ertragen. Es gab schon mehrere Fälle von "Tod durch Vertreibung".

Man kann also noch nicht eine eindeutige positive Tendenz feststellen. Japan muss weiterhin kämpfen. Obwohl sehr viele Deutsche von der Niederlage ihrer Frauenfussball-Mannschaft gegen Japan betrübt wurden, was ich sehr gut verstehe, sollten sie sich etwas mit dem Gedanken trösten, dass der Sieg der "Nadeshiko" Mannschaft den verletzten Seelen von Tohoku nicht wenig zu Gute kommt. Die deutschen Fussballfrauen werden bald wieder aufstehen und wieder Erfolg haben, aber die über 20,000 Verwandten, FreundInnen und gute Bekannten der Menschen in Tohoku, die der Tsunami verschluckt hat, stehen nicht mehr auf!

Wir möchten unsre Unterstützung auch weiterhin fortsetzen, daher sei das Spendenkonto hier nochmals genannt: Volksbank Kirnau, BLZ 674 617 33, Konto des katholischen Pfarramts in Rosenberg, Kto.-Nr.
16250, Stichwort "Japanhilfe". Ich danke allen noch einmal sehr herzlich, die durch Spenden oder in irgendeiner anderen Form meine Aktion unterstützt haben und unterstützen werden.

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