Mittwoch, 31. August 2011

Sammelnachrichten aus Japan

Eins nach dem anderen werden die Flüchtlingslager in Tohoku aufgelöst. Viele Menschen können jedoch nicht nach Hause gehen. Die meisten beziehen die Behelfshäuser. Denn die Regierung geht nun klar davon aus, dass einige Gegenden um die Reaktoren vom Fukushima I  herum dauerhaft unbewohnbar sind. Prof. Kodama der Tokyo Universität, der bei der Ent-Kontaminierung an Ort und Stelle aktiv tätig ist, rechnete am Ende Juli heraus, dass die bei dieser Katastrophe bis dahin ausgeströmte Radioaktivität 20-fach der Hiroshima-Atombombe beträgt. Vor ein paar Tagen bestätigte die Regierung offiziell, dass die ausgeströmte Menge des Cäsiums 137 über 130-fach der Hiroshima-Atombombe ausmacht.

Trotz der großen Bemühung, die Ausströmung zu verhindern, gibt es immer wieder Rückschläge, weil in den Leitungen der Atomkraftwerke Leck entsteht, so dass die Arbeit für die Menschen sehr gefährlich wird. Auch der Versuch, die verschmolzenen Kernstäbe zu beseitigen, kann nicht in einigen Jahren unternommen werden. Beim Unfall des Kernkraftwerks von Three Mile Island /USA 1979 hat man dazu 6 Jahre gebraucht. In Fukushima ist die Lage viel schwieriger, so dass einige Experten mit über 10 Jahren rechnen.

Die Selbstverteidigungsarmee Japans hat ihren Einsatz heute (31. 08. 2011) beendet, außer in der Fukushima-Präfektur wegen der Entkontaminierung und der Hilfe fürs Bad, wofür etwa 500 bis 600 Man beteiligt sind.

Tepco hat einen konkreten Plan für die Entschädigung der Betroffenen veröffentlicht. Die Zahlung beginnt am 1. Oktober. Z.B. wird für eine von der Regierung aufgeforderte Hinaus-Fahrt innerhalb der Präfektur wird pro Mal ca. 50 Euro und für eine Übernachtung 80 Euro gerechnet.

Das Ausmaß der "Fûhyô Higai" (Schaden, der wegen der Bedenken entsteht, auch wenn eine reale Gefahr nicht vorhanden ist) wird immer größer. Zum Beispiel kamen nur halb so viele Badegäste in der Chiba-Prefektur östlich von Tokyo. Das bedeutet einen großen Einnahmeverlust für die betroffenen Badeorte.

Endlich konnten wir wieder einen Geigerzähler kaufen, den wir an das Behindertenwerk in Minamisoma zugeschickt haben. Hoffentlich verwechselt die deutsche Post den Luftweg und Seeweg nicht, wie das schon zweimal passiert ist. Beim Luftweg dauert es nur 4 Tage und beim Seeweg 8 Wochen!

Mein ehemaliger Klassenkamerad Tomokazu Mitsuhashi gibt sich weiterhin eine große Mühe, um den Menschen in Miyako zu unterstützen. Als Pfarrgemeinderats-Vorsitzender fordert er auch die Zuständigen des Kindergartens und der anglikanischen Pfarrgemeinde zur Mithilfe auf, was gerne angenommen wird. Er hält ständig Kontakte mit dem Hilfscenter in Miyako sowie dem Miyakos Stadtviertel "Yagisawa", wo viele Zuflucht gefunden haben. Er schreibt viele Briefe, Mails und Berichte. Neulich war er wieder selbst dort, um die Hilfsgüter zu transportieren. Er bedankt sich für die Spende aus Deutschland. Ich soll Euch auch herzlich grüßen. Ja, Eure Spende kommt sehr gut und sinnvoll an.

Die Situation insgesamt ist für die Betroffenen zum Alltag geworden, auch wenn er im niedrigsten Niveau verankert ist. Sie müssen und auch wollen ihn meistern und trotz der schwierigsten Bedingungen ihren Lebensstandard wieder erhöhen.

Das war es für heute.        Viele liebe Grüße        Michael Daishiro Nakajima


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