Donnerstag, 7. April 2011

Info 2

Vom 27. 03. 2011

Hallo zusammen,

vielen herzlichen Dank für Eure Anteilnahme weiterhin. Die neueste Nachricht aus Fukushima ist leider gar nicht erleichternd. Die Wasserröhre, die direkt zum oder/und vom Schmelzofen führen, in den Reaktoren 1 und 3 mindestens (wahrscheinlich auch 2 und 4) scheinen irgendeinen Leck zu haben. So erklärt man das radioaktiv verseuchte Wasser, das plötzlich im Keller der Turbinengebäude aufgetaucht ist und durch das die Arbeiter an den Füßen gestrahlt wurden (2000 bis 6000 Mili-Sievert: Die welt-durchschnittliche natürliche radioaktive Strahlung eines Menschen im Jahr ist 2,4 Mili-Sievert: in Japan ist nur etwa 1,0 Mili-Sievert) und Verbrennung erlitten haben. Wenn sie dieses Wasser auf den ganzen Körper abgekriegt hätten, wäre die Todesrate 50% gewesen!)
Die Menschen besonders in der Präfektur Fukushima sind stark betroffen. Nicht nur, dass sie vom nahen Umfeld fliehen müssen. Die Bauern können die Gemüse nicht verkaufen und die Fischer können ihre Fische nicht absetzen.
Aber die Menschen im "Nur"-Tsunami-Gebiet leben auch in äußerster Not. Das Ausmaß der Katastrophe ist allzu groß, als man - wie manche Journalisten im Ausland - locker sagen könnte, "Japan ist reich genug, um selbst Herr der Lage zu werden". Man braucht auch Monate, um die Städte und die Dörfer wieder einigermaßen aufzurichten.
Ich habe bis jetzt überlegt, wie ich ihnen am effektivsten und konkretesten helfen könnte. Natürlich ist es nicht verkehrt, wenn man an das Rote Kreuz oder an die Caritas spendet. Aber was im Moment noch wichtiger ist, ist die Überlegung, wie man diese Spendengelder konkret an den Mann und die Frau bringen könnte. Die Zufahrtswege sind immer noch nicht leicht zu fahren. Es gibt oft keine Elektrizität. Es ist kalt und manche haben keine Duschmöglichkeit und kein warmes Essen. 
Bis jetzt habe ich Leute gesucht, die mir direkt oder indirekt bekannt sind und die direkt betroffen sind oder eine Hilfsaktion durchführen. Ich habe auch daran gedacht, selbst zur Hilfe zu eilen. Die bisherigen Internet-Angaben über die freiwilligen Helfer/-innen waren aber zwiespältig. Mal heißt es, dass man die Helfer durchaus gebrauchen kann und mal heißt es, dass man keine gebrauchen kann, aus welchem Grund auch immer. Nun kam eine unerwartete Gelegenheit für mich. Der Anlass ist eigentlich gar nicht erfreulich. Denn meine Stiefmutter ist vorgestern 24. März gegen 20.00 Uhr (in unserer Zeit) im Krankenhaus gestorben, wo sie lange stationiert war. Zur Einäscherung, die schon gestern stattfand, hätte ich ohnehin nicht anwesend sein können. Es gibt aber die sogenannte 49.-Tag-Feier im Buddhismus. Man sagt, dass die Seele einer/eines Verstorbenen an diesem Tag endgültig die Erde verlässt und dass ihr zukünftiger Zustand an diesem Tag entschieden wird. Deswegen kommen die Verwandten und die Freunde zusammen und beten für sie. Heutzutage wird diese Feier meistens an das Wochenende gelegt, damit viele sich daran teilnehmen können. Aber der Tempel hat nicht immer so viele Termin-Kapazität, so dass man manchmal relativ früh diese Feier veranstaltet, so wie dies auch bei meinem Stiefvater letztes Jahr der Fall war (nur 30 Tage nach seinem Tod).  Jedenfalls muss sie logischerweise vor dem 49. Tag stattfinden. 
So werde ich bald nach Japan fliegen. Neben der Familienangelegenheit werde ich auch um die Tohoku (Nord-Ost-Gebiet)-Hilfe kümmern. Denn ich habe erfahren, dass einer der besten Freunde meines dritten Sohnes Franziskus, Ryusuke Okano, wohnhaft in Kamakura - meiner Heimatstadt und etwa 60km südlich von Tokyo - selbst die Hilfsgüter in das Katastrophengebiet bringt .  Ich habe ihn letztes Jahr selbst kennengelernt und war von ihm sehr angetan. Besonders beeindruckend waren sein Ideal des Weltfriedens und die Liebe zur Natur. Durch seine Aktion der Strandreinigung ist er auch in die dortigen Medien gekommen. Er nimmt seinen selbstgebastelten Anhänger, wandert hunderte von km an verschiedenen Stränden und sammelt Müll. Er selber lebt bescheiden durch verschiedene kleine Jobs, und sein Hobby ist Wellen reiten (surfen). Er ist sehr freundlich und herzlich. Ich habe mich nun entschieden, ihn in der jetzigen Katastrophenhilfe zu unterstützen. Er war schon einmal im nördlichen Katastrophengebiet und hat den Menschen dort geholfen. Nun kam er kurz nach Kamakura zurück, um erneut dorthin zu fahren. Schon bevor ich von seiner jetzigen Aktion hörte, dachte ich sofort an ihn, als ich von der Katastrophe hörte. Ryusuke würde das machen! Und so war es auch! Er ist ein hundertprozentig vertrauenswürdiger Mensch. Ich werde mit ihm in irgendeiner Form zusammenarbeiten.
Es wäre schön, wenn Ihr uns finanziell unterstützen könnt. (Einige haben mich schon gefragt, ob sie den Menschen im Katastrophengebiet konkret helfen könnten.) Ryusuke versprach mir, bald sein Konto mir mitzuteilen, wenn er wieder in Kamakura zurückgekehrt ist. Jeder kann natürlich das Geld in sein Konto überweisen, aber in diesem Fall wird die Überweisungsgebühr unverhältnismäßig hoch, so dass es klüger wäre, wenn ich das Geld sammle und ihm überweise oder aushändige oder mit dem Geld selbst Hilfsgüter kaufe und transportiere. Ich stelle eine meiner Ing-DiBa-Konten zur Verfügung (Daishiro Nakajima, Konto-Nr. 5502332860, BLZ 500 105 17, Ing-DiBa).
Damit kein Misverstädnnis aufkommt, schreibe ich hier klar: Meinen Flug und Lebensunterhalt dort zahle ich selbst. Die ganzen Spendengelder werden für die Hilfsaktion verwendet. Auch von Ryusuke habe ich die Versicherung, dass er das tut. Und - wie gesagt - ich vertraue ihm ganz und gar!
Allerdings könnte mit der Spendenbescheinigung etwas schwierig werden, weil wir keine offizielle Hilfsorganisation sind. Deswegen sollten diejenigen, die die Spendenbescheinigung unbedingt haben wollen, eher an eine große Hilfsorganisation spenden. Ich möchte Ryusuke und mich auch nicht zusätzlich damit belasten, detaillierte Abrechnungen für die Hilfsgüter zu erstellen. Einen groben Überblick über das verwendete Geld werde ich natürlich veröffentlichen. Aber es wäre ganz kontraproduktiv in dieser dringenden Notlage, Zeit und Energie für die genaue Abrechnung verwende.
Ryusuke schreibt: "Das Katastrophengebiet befindet sich wirklich in einer schrecklichen Lage. Vor meinen Augen öffnete sich eine irreal aussehende Szene wie im Alptraum. Vielen Dank für das Angebot der Spende. Ich bin wirklich sehr bewegt von der Tatsache, dass die Menschen in der ganzen Welt im Begriff sind, eins zu werden. Obwohl es schon ironisch ist, dass die Welt durch die Naturkatastrophe meinem Ideal einen Schritt näher gekommen ist, bin ich aber allen vom Herzen dankbar. Ihre Spende werde ich in meiner ganzen Verantwortung dem Katastrophengebiet zu Gute kommen lassen. Bitte helfen Sie mit."
Anschließend bittet er darum, eine Ansichtskarte zu schicken, mit den ermutigenden Worten - auch nur ganz kurz. Er möchte sie zu den Menschen im Katastrophengebiet bringen und sie ermutigen. Seine Adresse lautet: Ryusuke Okano, O-machi 4-13-25, Kamakura-shi, 248-0007 Japan. Als Anhang werde ich einige japanischen Wörter zusammenstellen, die passend sind und die Ihr abschreiben könnt, wenn Ihr wollt. Ihr könnt auch eigene kurze englische Worte schreiben.
Die Konto-Angaben von Ryusuke Okano werden noch nachgeliefert.
Vielen herzlichen Dank für Eure Hilfsbereitschaft schon im Voraus! Michael Daishiro Nakajima, Dipl. theol.

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